Das Umgebindehaus wurde zu einem reinen Wohnhaus.
Die Webstühle in den Stuben wurden beseitigt, die Stuben wurden getrennt. Jetzt hatte man ganz im Sinne der Zeit um 1900 eine Gute Stube und dahinter die Küche für den täglichen Gebrauch. Aus dem großen Ofen entstand der „Oberlausitzer Kochofen“, ein hoher Ofen (soweit es die Stube zuließ) mit einer Koch- und einer Wärmeröhre, einer Wasserpfanne und einer Feuerung mit einem Rost für Kohlebrand. In großen Haushalten baute man einen Herd mit Turm, was andernorts als Kochmaschine bezeichnet wurde. Im Haus oder in der Halle (Abseite) stand ein Waschkessel zum Wäschekochen oder zur Erwärmung des Badewassers.
Abenteuerliche Rauchrohrkonstruktionen wurden ausgeführt, denn nach wie vor hatte das Umgebindehaus nur eine Esse.
Die Großfamilie als Arbeits- und Lebensgemeinschaft zerfiel. Die Arbeit in den Fabriken oder in den kleineren Betrieben dagegen schweißte zusammen. Es entstand eine Art Ersatzfamilie. Am Ende des Industriezeitalters wurde dann die Brigade zum zentralen sozialen Bezug. Kindererziehung und Altersbetreuung übernahmen gesellschaftliche Einrichtungen, die Krippe, der Kindergarten und das Altersheim. Tausende von Arbeitern strömten früh in der Dunkelheit von den Bahnhöfen in die Betriebe, die Mütter brachten die Kinder in die Kindergärten, der ganze Ort war auf den Beinen. Kurz danach schon gingen die größeren Kinder in die Schule. Vereine entstanden, die prägten das gesellschaftliche Leben, der Einfluß der Kirche schwand, auch wenn nach wie vor an einer zentralen Stelle jedes oberlausitzer Dorfes an herausragender Stelle, an einer Flußbiegung oder auf einem Berg weithin sichtbar die Kirche stand.
Mit dem Zusammenbruch der DDR ging auch das Industriezeitalter zu Ende. Schlagartig standen die Fabriken leer, sie werden nun nach und nach als Industriebrache abgerissen. Die jungen Menschen fahren in die großen Städte des Westens. Die Arbeit ist zum Job geworden. Der Zusammenhang zwischen Arbeits- und Lebenswelt ist endgültig zerrissen. Man kommuniziert mit dem Handy, wo man sich früher von Person zu Person unterhalten konnte oder später dann sich am Fabriktor traf. Die Oberlausitzer Textilindustrie gibt es nicht mehr.