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Jakobimarkt Neugersdorf

Auf geht’s, wie jedes Jahr um den Jakobitag herum, zum großen Jahrmarkt aufs Festgelände nach Neugersdorf! Zum „Gierschdurfer Schissn“, wie der Oberlausitzer dieses Volksfest liebevoll in seiner urwüchsigen Mundart bezeichnet. Massenhaft pilgern Menschen erwartungsvoll und gutgelaunt zu diesem Event aus allen Himmelsrichtungen in unsere, dank Eurozone, quasi grenzenlose Region. Sie kommen dabei aus der ganzen Oberlausitz, aus dem benachbarten Tschechien aber auch von viel viel weiter her, um sich dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen zu lassen. Sie machen damit dem Namensgeber des Festes, dem spanischen Nationalheiligen und Schutzpatron aller Pilger, Jakobus dem Älteren, sozusagen alle Ehre.

Das größte Volksfest im Oberlausitz-Böhmischen Raum

Das aus seinem kleinen Neugersdorfer Handelsplatz einmal der größte Jahrmarkt weit und breit werden sollte, hat er wohl kaum geahnt, der ehrwürdige Fürst Wenzel von und zu Liechtenstein.

Am 22. Mai 1728 bestätigte er die ersten Neugersdorfer Schützenartikel und gestand gleichzeitig dem Erbrichter Hüttich zu, unmittelbar beim Königsschießen der Privilegierten Schützengesellschaft einen Markt abhalten zu dürfen. Als Termin wurde St. Jakobi, der 25. Juli, auserkoren. Und weil das mitten im Sommer ist und das Marktgelände, wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum „Biehmschen“, auch geografisch recht ideal gelegen war, mischten sich im Verlaufe von fast 300 Jahren nach und nach Fahrund Vergnügungsgeschäfte unter die kleinen Marktstände und machten den Jakobimarkt, mit seinen heute über 200.000 Besuchern, zum größten Volksfest im Oberlausitz- Böhmischen Raum.

Von Anfang an prägten dabei die im Grunde ursächlich für den Markt „verantwortlichen“ Neugersdorfer Schützen, mit ihren Bräuchen rund um das Königsschießen, das Gesicht des Festes und gerade deshalb geht das gemeine Volk seit alten Zeiten eben nicht auf den „Jakobimarkt“ sondern ganz traditionell zum „Gierschdurfer Schissn“, wo es sich trefflich zu amüsieren versteht, das Bier schmecken lässt und das ein oder andere „Schissn-Mitbringsel“ als Andenken erlebter Glückseligkeit mit nach Hause nimmt. Für zahllose Menschen ist der Festplatz unterhalb des Bismarckturmes so eine Art Heiligtum geworden, auf den zu ziehen für viele eine eherne Pflicht ist. Einmal im Jahr prall gefüllt mit bunten Verkaufsständen, Festzelten und Attraktionen der Spitzenklasse, verkörpert er schlichtweg für einige den Höhepunkt im familiär-kulturellen Leben. Richtig gespart wird in einigen Haushalten, um sich und den Kindern in Zeiten knapper Kassen wenigstens an diesen Tagen einmal ordentlich etwas zu gönnen. Da ist zum Beispiel die Riesenrutsche, die Achterbahn, da ist der Flug- und Fahrsimulator, da sind die Schießstände, die Karussells für die Kleinsten und viele viele Dinge mehr, die unbedingt ausprobiert werden müssen. Da stehen auch Buden mit den besten Leckereien, mit Bratwurst, Schaschlik, Steaks; Buden mit Süßigkeiten und Eis – alles Dinge, die zum Geld ausgeben verführerisch einladen.

Endlich wieder Heimatluft Schnuppern

Jakobimarkt Neugersdorf

Nicht zu vergessen natürlich die ausgelassene Stimmung am Abend im Festzelt. Hier kann man endlich mal abfeiern, mit Nachbarn, Freunden und Bekannten plauschen und bei manch einem ist die Wiedersehensfreude groß, trifft er alte Klassenkameraden oder Jugendfreundschaften, trifft er Menschen, die nach der Wende die Oberlausitz verlassen mussten und extra zu diesem Termin die Reise in ihre alte Heimat angetreten haben.

Bis aus Amerika kommen „Fortgetriebene“ an diesen Sommertagen nach Neugersdorf, um endlich wieder einmal die so sehr vermisste Heimatluft zu schnuppern. Deswegen soll der Jakobimarkt mittlerweile sogar bei vielen als fester Termin für Klassen- und andere Treffen eingeplant sein. Auch für unsere Tschechischen Nachbarn wird, seit die Grenzkontrollen aufgehoben sind, der Markt „v němčině“ (im Deutschen) immer interessanter. Gibt es doch bei ihnen, vom Umfang und der Qualität her, nichts Vergleichbares. Und so strömen sie mit ihren Euros aus Grottau, Warnsdorf, Rumburg, Schönlinde oder weiter her zu uns und machen das Neugersdorfer Volksfest auch auf diese Weise zu einer festen, relativ berechenbaren Größe für die über 300 Schausteller, Loseverkäufer und Imbissanbieter.

Fast im Minutentakt rollen deren LKW´s und Wohnwagen kurz vor Beginn des Marktes auf das Festgelände. Über 80% sind Stammgäste, unter ihnen die besten und einmalige Fahrgeschäfte aus ganz Deutschland.

Jakobimarkt 2009 war ein voller Erfolg

Jakobiemarkt Neugersdorf

Selbstredend, und darauf hoffen die Veranstalter jedes Jahr aufs Neue, muss auch das Wetter sein Schärflein zum Gelingen beitragen. Das „Schissn“ im vergangenen Jahr stand in dieser Beziehung anfangs offensichtlich mit Petrus auf Kriegsfuß. Der schickte nämlich gleich am Donnerstag Regen und heftigen Wind nach Neugersdorf, versuchte die Waren von den Tischen zu fegen, rüttelte Zelte ordentlich durch und zerstörte einem Händler sogar den ganzen Stand. Doch dann beruhigte er sich wieder, hatte ein Einsehen mit den Oberlausitzern und ließ sie, zumindest bei durchwachsenem Wetter, gewähren und so wurde auch dieser Jahrmarkt zu einem vollen Erfolg. Einige neugierige Besucher rückten im vergangenen Jahr sogar schon etwas vor der offiziellen Öffnungszeit auf das Marktgelände, denn immerhin gab es, neben Altbewährtem, auch viel Neues, wie beispielsweise die originelle Riesenrutsche und die umgestaltete Achterbahn, zu bestaunen. Auch Neugersdorfs Bürgermeisterin Verena Hergenröder konnte mit dem Jakobimarkt 2009 ganz zufrieden sein. „Es lief super“, sagte sie, „und größere Verunreinigungen oder Schäden gab es nicht“. Sie wies aber gleichzeitig in der Presse darauf hin, dass es mit den PKW-Stellplätzen immer wieder Schwierigkeiten gäbe und die Kraftfahrer ihr Fahrzeug keineswegs an ungeeigneten Orten, wie etwa an Feuerwehrausfahrten, parken dürften. Viel besser wäre es, und das soll gleich als Hinweis für den geplanten Marktbesuch 2010 verstanden werden, sein Auto auf bewachten Parkplätzen abzustellen. Hier ist außerdem die Gefahr, dass man sein Gefährt aufgebrochen ohne Navi oder Radio wiederfindet, viel geringer.

Für Nervenkitzel und Freude pur sorgen auch 2010 zahlreiche Fahrgeschäfte

Jakobiemarkt Neugersdorf

Wenn man dieses Jahr mit dem Auto nach Neugersdorf fährt und diesen Hinweis beachtet, dann sollte das „Gierschdurfer Schissn“ auch heuer wieder zu einem ungetrübten Erlebnis der Superlative werden. Die Ver­anstalter, allen voran der Marktleiter Rene Linke, werden sich von ihrer Seite her alle erdenkliche Mühe geben, jedes Detail unter den richtigen Hut zu bringen, damit das Fest schon am 22. Juli mit der großen Bierprobe im Feuerwehrdepot reibungslos eingeläutet werden kann. Am 23. Juli um 14 Uhr wird es dann auch offiziell wieder soweit sein, wenn das Stadtoberhaupt und der Malzmönch der Brauerei Eibau am Zelt des Tischtennisvereins das „282. Gierschdurfer Schissn“ feierlich eröffnen. Der Sonnabend steht dann traditionell ganz im Zeichen des Schützenkönigs 2010, der um 17 Uhr auf dem Marktgelände öffentlich mit einem Ehrensalut proklamiert wird. Vorher können Interessierte ab 16 Uhr den Schützenauszug der Privilegierten Schützengesellschaft Neugersdorf bewundern und auch hier schon im wahrsten Sinne des Wortes die ersten Erinnerungsfotos vom „Schissn“ schießen. Sonntags geht es wie alle Jahre ab 10 Uhr weiter mit dem klassischen Frühschoppen und ab 13 Uhr ist dann, genauso am Sonnabend, das bunte Markttreiben eröffnet. Montag, Dienstag und Mittwoch geht’s allerdings erst ab 14 Uhr los, dafür wird man aber zum Familientag am Dienstag mit reduzierten Preisen entschädigt.

Freuen dürfen sich die zahlreichen kleinen und großen Gäste außerdem auf die „Actionworld“, den Flug- und Fahrsimulator, Baby Flug, Kinderschleife, Peru Indianer, Drachenbahn, Autoscooter, Sound Machine, Karussells, Mäusestadt, auf original russische Speisen und Getränke und bestimmt auf jede Menge Spaß und gute Laune - beim großartigen und einmaligen „282. Gierschdurfer Schissn“! Und am späten Mittwochabend beim spektakulären Höhenfeuerwerk, heißt es dann wieder Abschied nehmen. Für manche sogar: Bye bye Neugersdorf, good bye Heimat – auf ein nächstes Mal zum 283. Neugersdorfer Jacobimarkt!