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Turmgaststätte Löbauer Berg

Löbauer Turm

Wenn Friedrich August Bretschneider in ein Zeitloch fiele und plötzlich heutigen Tags auf dem Gipfel des Löbauer Berges vor der Eingangspfor te seines „Gusseisernen“ stehen würde, dann wäre er, nachdem er sich gefasst und orientiert hätte, schon etwas verwundert und stolz natürlich auch.

„Über 150 Jahre sind nun ins Land gegangen ...“, würde er wahrscheinlich versonnen grübeln, „seit ich am 09. September 1854, Punkt 12 Uhr, für alle diese Tür geöffnet habe. Ein Jubel war das damals! Bis in die Nacht hinein haben wir vor dem fackelerleuchteten Turm gefeiert …!“ Er würde vorsichtig umher schauen und feststellen müssen, dass die Menschen hier ihm fremd sind und auch seine kleine Gaststätte kaum wiederzuerkennen ist. Eine Terrasse sah er und Tische standen draußen ..., alles war gehegt und gepflegt .... Dann blickte er wahrscheinlich empor zur Turmspitze. „Donnerwetter!“ würde verblüfft ausrufen, „Aber der …der sieht ja noch aus wie damals – der sieht ja noch ganz neu aus!! Und dabei war er doch gar nicht für die Ewigkeit gedacht!?“ Fragend würde er auf sein Bauwerk starren.

Da ist ja mein Turm jetzt eine Weltsensation

Löbauer Turm

„Nee ...“, ein Einheimischer, der scheinbar die Gedanken des alten Bretschneider erraten hätte, könnte ihm auf die Schulter klopfen und erzählen:„... für die Ewigkeit habt ihr den wirklich nicht gebaut und er stände auch gar nicht mehr hier, wenn wir Löbauer unseren Turm nicht so sehr geliebt hätten, dass wir das völlig vom Wind und Wetter marode gewordene Bauwerk 1993 komplett abgebaut, saniert und neu wieder hingestellt haben. Und mittlerweile, so sagen manche, ist er sogar der Einzige aus Gusseisen auf dem ganzen Erdenball.“

„Heilige Jungfrau Maria!“, Bretschneider stünde jetzt ganz sicher, wie vom Blitz getroffen, mit offenem Mund da. „Da ist ja mein Turm jetzt sozusagen eine Weltsensation!?“ „Sozusagen schon“, würde sein Gegenüber lächeln und vielleicht sogar beobachten wie Bretschneider sich heimlich ein paar Freudentränen aus dem Gesicht wischte, „wir hegen und pflegen ihn ordentlich und feiern, genau wie ihr damals am 09. September im 1854er Jahr, jedes mal am dritten Augustwochenende hier oben ein Turmfest – auch dir zu Ehren“.

Turmgaststätte

„Die Frau Koch“, würde der Mann weitererzählen, „ist nämlich jetzt die Besitzerin deiner ehemaligen Gaststätte. Sie organisiert und schmeißt mit ihrem Team das Turmfest inzwischen in Eigenregie. Und – Friedrich August, was soll ich dir sagen – sie macht das richtig gut! Wie jedes Jahr am Freitag, so ist auch dieses Jahr wiederum 17 Uhr Bieranstich durch den Bürgermeister und den Malzmönch Steffen. Dazu spielen die Oberlausitzer Bergmusikanten und ein Kabarett tritt an diesem Tag auch noch auf. Ab Sonnabend Nachmittag ist wieder buntes Kinderprogramm und Musik, Musik, Musik … Die Musikschule Fröhlich kommt mit Akkordeons und ab 19 Uhr gibt’s Liveklänge auf der Bühne im Zelt. Internationale Gäste sollen dem Vernehmen nach ebenfalls kommen und getanzt werden kann sowieso bis zum Abwinken“.

Das ist ja kolossal

Bretschneiders Augen würden jetzt bestimmt leuchten. „Das ist ja kolossal! Ich habe zwar nicht verstanden was „Team“ und „Live“ bedeutet, sehe aber, dass Sie richtig was erleben können, an meinem Turm, in eurer Zeit!“

Löbauer Turm

„Ja, ja und das ist noch nicht alles! Sonntags wird auch noch gefeiert. 10 Uhr gehen viele erst zum Berggottesdienst und dann vergnügen sich die Löbauer mit ihren Gästen bei einem bunten Programm noch bis in den Sonntag Nachmittag hinein. František Lama bringt mit Gitarre, Geige und Trompete richtig Stimmung unter die Leute. Die Kapelle „Zeitlos“ aus Herzberg wird kommen und Adolf Kirtscher - der hatte mal eine bekannte Kapelle hier in der Oberlausitz – überrascht Groß und Klein mit lustigen Einlagen. Zu essen und zu trinken ist selbstverständlich auch da: Spanferkel vom Grill, Kesselgulasch, hausgebackener Kuchen, Bier, Fassbrause, Kaffee … – alles ist in Hülle und Fülle vorhanden, sodass sich jeder nach Herzenslust den Bauch vollschlagen kann.“ „Ach übrigens - Friedrich August, bevor ich´s vergesse:“ würde der Mann noch schnell anhängen, „Nicht nur zum Turmfest ist hier was los, ebenso zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Zu Ostern Böllerschießen und großes Überaschungseiersuchen, Pfingsten und Himmelfahrt Biergarten und Blasmusik.“ Dann müsste er leider sehen, dass Bretschneider ein bisschen traurig dreinschaute, weil er spürte, wie sich sein Zeitfenster langsam schloss. Er spräche gerade noch: „Dankeschön – hat mich sehr gefreut! Ich werde den Unsrigen und meinem Bürgermeister Karl Hartmann erzählen, wie gut ihr unser Erbe verwaltet“, dann würde er sich vor den Augen des Mannes langsam im Nichts auflösen .... Genug geträumt - Aufwachen! Ein Mann schaut auf seine Uhr, denn er muss wieder hinunter in die Stadt. „Hätte, würde, könnte … das sind alles nur schöne Fantasien“, denkt er bei sich. „Aber im August gehe ich - das ist gebongt - auf alle Fälle mit meiner Familie wieder hier rauf zum Turmfest. Vielleicht ... ja vielleicht rutscht Herr Bretschneider ja doch einmal durch den Zeitenrost zu uns hinüber – schön wär´s!“