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Und so macht man es heute

Der Aufenthalt in den alten Holzstuben war recht gesund, jedenfalls gesünder als das Hocken zwischen den feuchten Steinwänden der massiven Häuser der späteren Zeit . Und man sagte, dass das Klima in den Holzstuben den Faden weich halte, was beim Weben ein Vorteil war.

Das Strohdach war kein Rohrdach wie im Spreewald, es wurde aus langem Roggenstroh gebunden. Weizenstroh oder die modernen, maschinengängigen Roggenarten eignen sich nicht. In den Städten, wie Rumburg oder Schirgiswalde, deckte man mit Holzschindeln. Als dann mit der Eisenbahn die Schieferdeckung möglich und üblich wurde, deckte man den Schiefer einfach drüber. So befindet sich heute noch unter mancher Schieferdeckung das alte Schindeldach. Der Schiefer kam aus Thüringen oder er kam als Ballast oder Rückladung aus England, seltener nahm man den grünlich-gräulichen Schiefer aus Reichenberg/Liberec, der unhandlich war und keine große Lebensdauer aufwies. 

Im ausgehenden 19.Jahrhundert sorgten vor allem die Brandversicherungen dafür, dass die Dächer mit Ziegeln oder Schiefer umgedeckt wurden. Auch die alten Fachwerk- oder Bohlenessen wurden durch moderne „russische Essen“ oder durch gewaltige, innen besteigbare Essen ersetzt. Dafür legte sogar der Staat Programme auf. Die hereinbrechende Industrialisierung veränderte grundlegend die Dörfer und die Landschaft. Große Fabriken breiteten sich aus. Eisenbahnen wurden gebaut. Villen für die Fabrikbesitzer, Postamt und Wohn- und Geschäftshäuser entstanden. Man „wirkte“ nicht mehr zu hause, man ging jetzt in die Fabrik „arbeiten“. 

große Fabrikbauten überformen die Oberlausitzer Dörfer