Was ist das nun eigentlich das Umgebinde
Alles beginnt mit einer störenden Eigenschaft des Holzes, die wir vielleicht aus eigener Erfahrung kennen. Nimmt Holz Feuchtigkeit auf, so quillt es; beim Trocknen schwindet es, bekommt vielleicht sogar Risse. Holz arbeitet.
Bei den einzelnen und nicht zu dicken Balken im Fachwerk stört uns das nicht. Diese Balken behalten ihre Länge, und auch die Dicke ändert sich kaum.
Anders aber ist es bei der Blockstube.
Es dauerte an die 15 Jahre, bis die aus „grünem“ Winterholz gezimmerten Balken durchgetrocknet waren und das Haus zur Ruhe kam. In dieser Zeit war die neu gebaute Blockstube in der Höhe ganz allmählich um 10 cm oder mehr geschrumpft, während das Fachwerk seine Gestalt behielt. Eine feste Verbindung beider Baukörper würde schon deshalb „aus den Fugen geraten“ und sich selber zerstören. Außerdem neigen die Wände größerer Blockstuben dazu, sich bei Druck von oben (Belastung) zu deformieren, z.B. auszubauchen.
Es war also in mehrfacher Hinsicht günstig, die Blockstube vom übrigen Haus abzukoppeln. Das erreichte man, indem man sie mindestens an allen vier Ecken, meist auch dazwischen in einigem Abstand mit Stützen oder Ständern umstellte, welche die Last des Dachgeschosses tragen.


Bei Umgebindehäusern mit Drempeln oder gar einem Fachwerk-Obergeschoss mussten diese Ständerbalken zwischen Steinsockel unten und Dachauflage oben dementsprechend länger sein. Durch so genannte Kreuzstreben wurden sie fest in das Fachwerkgerüst eingebunden und selber wichtiger Teil von diesem.