Zwei Bühnen auf der Neustadt

Vielmehr werden das Salzmännchen dann schon eher die zwei Bühnen auf der Neustadt, in der Nähe seines Hauses, anziehen. Hier geben nämlich die „Spielleut-Cantoris“ wohlbekannte Gesänge eines Walther von der Vogelweide, Oswald von Wolkenstein und Neithart von Reuenthal zum Besten und auf der oberen Bühne gibt’s mit den Gruppen „Rocal Fuza“ und „Saracanixus“noch mehr Musik der Renaissance sowie des 13. und 14. Jahrhunderts zu erleben. Auch das Märchenmusical „Der gestiefelte Kater“, aufgeführt von der Mittelschule Bernstadt, wird bei ihm bestimmt gut ankommen, denn das ist die Zeit in der das Salzmännchen groß geworden ist, von der es in einsamen Stunden immer wieder geträumt hat. Doch Gott sei Dank heute Abend ist´s nicht einsam, im Gegenteil: Hier ist tierisch was los! Freut sich das glückliche Männlein und stapft munter weiter, immer vorbei an Spielleuten, Händlern, Handwerkern und allerhand anderem närrischem Volk, das heute wohl einen Besen an seinem Mittelalter gefressen haben muss. Es kann sich überhaupt nicht satt riechen und satt sehen am bunten Gewusel; nicht satt hören am Durcheinanderklang der Lauten, Harfen, Dudelsäcke und all der anderen ihm vertrauten Instrumente – so wohlgemut wie in dieser Nacht ist mir nur selten, gesteht sich der kleine Kobold ein.
Der Markt ist eine farbenfrohe Szene

Um auf den Markt zu gelangen wird das Salzmännchen bestimmt erst durch den Rathaushof marschieren und kurz der Gruppe „Fauler Lenz“ ein wenig Gehör schenken wollen. Lecker und verführerisch dabei die Würste, knackig gegrillt vom Verein „Traumpalast e.V.“ aus Mittelherwigsdorf. „Schnell eins stibitzen und weg …“ „Aber das geht ja nicht – brauch als Geisterwesen eh nichts zu essen.“ Denkt´s und verschwindet schnell auf den Marktplatz. Und der hat sich an diesem Abend in eine große farbenfrohe Szene mit tausenden Menschen verwandelt. Am Rolandbrunnen spielt die Gruppe „Zerrwanst & Co.“ mit Akkordeon, Geige, Flöte und Gitarre frechen Folk aus aller Welt. Akrobatische Übungen sind auf der Bühne am Rathaus, Schauvorführungen und Bogenschießen auf einem anderen Podium zu bewundern. Überall ist Stimmung, herrscht Lebensfreude pur. Selbst die Feuerwehr hat heute mal gegen ihre eigentliche Bestimmung ein Gelage am Feuer aufgebaut. Dem Salzmännchen ist ganz wirr im Kopf. Wo soll es als nächstes hingehen, was anschauen? Irgendjemand wird ihm bestimmt im Vorbeigehen zu allem Überfluss noch zuflüstern, dass auf dem Klosterplatz, im Klosterhof und auf dem Johannisplatz auch noch eine Menge los ist: Mittelalterliche Kampfdarstellungen der „Lausitzer anno 1180 e.V.“, Gaudio mit den „Gebrüdern Nonsens“, Chormusik des Stadtchores und vieles, vieles mehr … Jetzt muss der kleine Mann aber seine Beine unter den Arm nehmen, um alles, einschließlich des Feuerwerks, wenigstens kurz einmal gesehen zu haben, denn um Mitternacht muss er wieder in seinem Salzhaus sein – das ist nun mal seine Bestimmung. Und da angekommen wird er sich bestimmt gleich in sein Versteck verkriechen und in seligen Träumen entschwinden – schade, dass es vorbei ist, aber nächstes Jahr ist ja wieder ein Spectaculum …

Sie, liebe Zittauer und Gäste, sind jedenfalls ganz herzlich zum XIII. Spectaculum Citaviae eingeladen und wenn Sie zufällig einen etwas kleineren Mann mit Bäuchlein sehen, klopfen Sie ihm ruhig mal auf die Schulter. Es kann nur unser Salzmännchen sein …